22.09.2024

Fett-Weg-Politik: Für eine schlankere Zukunft für Betroffene eines Lipödems

In Deutschland leidet circa jede 10. Frau unter einem Lipödem, einer Fettverteilungsstörung,
die zu starken Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit und psychischen Belastungen führt.
Dabei ist die Dunkelziffer weitaus höher, da die ärztliche Diagnose meist versagt. Oft wird
von falschen Essgewohnheiten, wenig Bewegung oder Übergewicht als Leidensgrund
ausgegangen. Dabei ist die Ursache der Erkrankung bisher völlig ungeklärt. Auch an
Lymphödemen, die durch einen gestörten Lymphabfluss zu Schwellungen, Schmerzen,
eingeschränkter Beweglichkeit sowie schlechter Wundheilung führen, sowie
Lipolymphödemen, bei denen die Symptome beider Erkrankungen gemischt sind, leiden
Frauen oft, ohne eine richtige Diagnose oder angemessene Hilfe beim Umgang mit der
Erkrankung zu erhalten.

Daher fordern die Jungen Liberalen Baden-Württemberg:

Konkrete Unterstützung der Betroffenen

Wir müssen Betroffene besser unterstützen. Bisher ist bei einer Liposuktion nur bei einem
Lipödem im Stadium 3 eine Kostenübernahme möglich. Dadurch müssen Betroffene unter
Schmerzen warten, bis sich ihre Krankheit verschlimmert. Das ist ein unhaltbarer Zustand,
wir fordern daher die volle Kostenübernahme auch in den Stadien 1 und 2.

Den Betroffenen eines Lipödems stehen jährlich zwei Versorgungen zu. In Anbetracht
dessen, dass sie die Kompressionsbestrumpfung täglich tragen sollen, ist dies keine
ausreichende Menge. Wir fordern daher, dass Betroffene bis zu vier Bestrumpfungen im
Jahr erhalten können.

Da Lipödeme nicht vollständig heilbar sind, müssen wir Betroffenen dabei unterstützen, mit
der Krankheit zu leben. Geeignete sportliche Aktivitäten zur Linderung der Beschwerden,
wie etwa Aquagymnastik, sollen zukünftig von Krankenkassen finanziert werden. Durch von
den Krankenkassen geförderte Selbsthilfegruppen soll Betroffenen zukünftig auch mit den
auftretenden psychischen Belastungen geholfen werden.

Aufklärung

Lipödeme können von Außenstehenden wie von Betroffenen oft nicht von Adipositas
abgegrenzt werden. Das führt zu sozialem Stigma, Selbstbeschuldungen und vor allem
dazu, dass Betroffene sich keine Hilfe suchen. Wir fordern daher eine umfassende
Aufklärungskampagne durch sämtliche Ärzteverbände, die vor allem an Frauen zwischen 20
und 30 Jahren gerichtet ist, über die Krankheiten und den Unterschied zu einer Adipositas
aufklärt.

Medizinischer Fokus

In der Medizin hatten die Krankheiten bisher leider wenig bis keine Priorität. Durch intensive
Schulung von medizinischem Personal, vor allem Orthopäden, und einem größeren Fokus
auf die Krankheiten in der medizinischen Grundausbildung können Fehldiagnosen in Zukunft
vermieden und so unnötig langes Leiden der Betroffenen verhindert werden. Um die
Ursachen von Lipödemen besser zu verstehen, fordern wir eine deutliche Intensivierung der
Forschung zu diesem Thema, sowie eine ausreichende Finanzierung dieser.

Reform der Versorgungsmedizinischen Grundsätze

Das Lipödem ist in der aktuellen Form der Versorgungsmedizinischen Grundsätze nicht
vertreten. Bei Anträgen auf Feststellung einer Behinderung wird die Krankheit daher mit dem
Grad der Behinderung für ein Lymphödem bewertet. Ein Lipödem ist aufgrund der
Einschränkungen jedoch nicht mit einem Lymphödem gleichzusetzen, sondern eher mit
einer arteriellen Verschlusskrankheit. Um sicherstellen zu können, dass Betroffene bei
diesen Anträgen richtig bewertet werden, fordern wir daher eine Aktualisierung der Tabellen
und die Aufnahme des Lipödems in diese Grundsätze.

Dieser Beschluss hat eine Gültigkeitsdauer von 5 Jahren.

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