06.09.2025

Übergewicht in der Gesellschaft – Bildung stärken


In Baden-Württemberg leidet ungefähr jeder zweite Erwachsene an Übergewicht.
 Besonders besorgniserregend ist dabei, dass außerdem etwa jeder Sechste adipös ist.
 Unsere moderne Lebensweise, die zu wenig Bewegung und ungesunder Ernährung neigt,
 sowie die frühkindliche Prägung durch die Eltern tragen maßgeblich zu dieser
 Situation bei.

 Dies hat zum einen starke persönliche und gesundheitliche Folgen, vor allem aber auch
 gesamtgesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen für ganz Baden-Württemberg.
 Insgesamt können die Folgekosten für das Gesundheitssystem auf circa 8,5 Milliarden
 Euro pro Jahr geschätzt werden.

 Da die Anzahl der Übergewichtigen in den letzten Jahrzehnten angestiegen ist und
 insbesondere auch bei Kindern bereits mit dem Alter steigende Adipositasprävalenzen
 verzeichnet werden, die besonders in der niedrigen sozioökonomischen Schicht
 ausgeprägt sind, ist es notwendig, dass Problemlösungen bereits in der Kindheit
 ansetzen. Denn meistens werden zu diesem Zeitpunkt bereits die falschen Lebensweisen
 und Gewohnheiten der Eltern übernommen, die zu Übergewicht führen können. Als
 Liberale sind wir gegen unterkomplexe Verbote oder Regulierungen – hier braucht es
 eine tiefgreifende Stärkung der Bildung, besonders in Kindertagesstätten und
 Grundschulen. Wir fordern deshalb folgende bildungspolitische Maßnahmen:

  1.  Freude an Bewegung bei Kindern wecken durch Förderung des Freizeit- und
     Breitensports

 Der Sportunterricht ist dabei die einfachste und effektivste Methode, um Kindern –
 unabhängig von der finanziellen Situation der Eltern – ein gesundes Maß an Bewegung
 zu vermitteln. Die Realität zeigt jedoch leider, dass Schüler im deutschen
 Durchschnitt 2,39 Stunden Sportunterricht pro Woche erhalten. Dies liegt
 deutlichunter der WHO-Empfehlung von einer Stunde Bewegung pro Tag. Wir fordern eine
 Attraktivitätssteigerung des Sportunterrichts, um die Lust an Sport zu wecken. In
 Ergänzung dazusetzen wir uns für eine Förderung des Freizeit- und Breitensports ein.

 Des weiteren ist es empfehlenswert während des normalen Unterrichts kurze
 Bewegungseinheiten einzubauen.

 Dennoch sind wir der Meinung, dass auch weiterhin im Sportunterricht ein gewisser
 Wettkampf und Leistungsvergleich gegeben sein sollte, um Anreize für Zielstrebigkeit,
 Teamfähigkeit und Selbstvertrauen zu schaffen. Deshalb sind wir dafür, die
 Bundesjugendspiele zu erhalten sowie Mannschaftssportarten verstärkt im
 Sportunterricht einzusetzen.

  1.  EU-Schulprogramm stärken für eine gesunde Ernährung bei Kindern

 Seit dem Schuljahr 2017/2018 sorgt das EU-Schulprogramm in Baden-Württemberg dafür,
 dass Kindertagesstätten und Grundschulen regelmäßig Obst, Gemüse und Milchprodukte
 von regionalen Lieferanten zur Verfügung gestellt bekommen. Mithilfe des Programms
 sollen Kinder lernen, gesunde Lebensmittel und Ernährungsweisen in ihren Alltag zu
 integrieren. Im Schuljahr 2025/2026 kann pro angemeldetem Kind und beihilfefähiger
 Woche eine Portion Schulobst und -gemüse sowie eine Portion Schulmilch verteilt
 werden. Jede Portion wird dabei mit einem festen Betrag aus EU-Mitteln gefördert, der
 einen Teil der Nettokosten abdeckt; für den Rest, inklusive der Umsatzsteuer, sind
 die Kitas und Schulen selbst verantwortlich. Hierbei können sie von Sponsoren
 unterstützt werden und die EU-Förderung beim Regierungspräsidium Tübingen beantragen.

 Das Projekt ist ein wichtiger Grundpfeiler für die frühkindliche Ernährungsbildung
 und erfreut sich auch einer großen Beteiligung.

 Da die geringe Finanzierung allerdings dazu führt, dass beihilfefähige Wochen
 gestrichen werden und Kindertagesstätten teils ausgeschlossen sind, fordern wir:

  •  Kindertageseinrichtungen müssen gleichberechtigt am Programm teilnehmen dürfen.
     Momentan erhalten Kindertagesstätten weniger beihilfefähige Wochen als
     Grundschulen, und seit dem Schuljahr 2025/2026 werden zudem nur noch
     Folgeanträge zugelassen, keine Erstanträge mehr. Und das, obwohl man weiß, dass
     je früher ein gesunder Umgang mit Lebensmitteln erlernt wird, desto mehr kann er
     sich im Laufe der Jahre festigen. Deshalb sollte mindestens die Anzahl der
     beihilfefähigen Wochen mit der der Grundschulen übereinstimmen. Dies kann in
     Zeiten eines knappen Haushalts auch durch ein umschichten von Grundschulen auf
     Kindertagesstätten gewährleistet werden.
  •  Projekt langfristig gewährleisten durch eine Erhöhung der Landesmittel. Für die
     pädagogische Begleitung werden derzeit nur etwa 100.000 Euro an Landesmitteln
     verwendet. Das ist deutlich zu wenig, um eine ausreichende Begleitung an allen
     teilnehmenden Schulen und Kindertagesstätten sowie die Bereitstellung von
     Informationsmaterialien zu gewährleisten. Durch eine Erhöhung der Landesmittel
     könnte zudem die Kappung der beihilfefähigen Wochen beendet werden. Das Projekt
     darf nicht weiter schrumpfen, denn Bildung ist das Fundament für eine gesunde
     Ernährung.
  •  Vielfalt an Lebensmitteln ausbauen. Zurzeit werden nur einige Obst- und
     Gemüsesorten sowie Milchprodukte zur Verfügung gestellt. Solange die
     Saisonalität gewährleistet bleibt, könnte die Vielfalt deutlich erhöht werden.
     Insbesondere auch andere gesunde Lebensmittel wie Nüsse, Samen oder
     Vollkornprodukte sollten langfristig in die Auswahl aufgenommen werden. Zudem
     sollten auch verschiedene Ernährungsweisen wie der Vegetarismus pädagogisch
     behandelt werden, um den Kindern eine möglichst große Auswahl an verschiedenen
     Möglichkeiten zu bieten. Dabei darf aus unserer Sicht keine bestimmte
     Ernährungsweise ausdrücklich bevorzugt werden.

 Die Gültigkeit des Beschlusses ist auf 5 Jahre begrenzt.

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