In Baden-Württemberg leidet ungefähr jeder zweite Erwachsene an Übergewicht.
Besonders besorgniserregend ist dabei, dass außerdem etwa jeder Sechste adipös ist.
Unsere moderne Lebensweise, die zu wenig Bewegung und ungesunder Ernährung neigt,
sowie die frühkindliche Prägung durch die Eltern tragen maßgeblich zu dieser
Situation bei.
Dies hat zum einen starke persönliche und gesundheitliche Folgen, vor allem aber auch
gesamtgesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen für ganz Baden-Württemberg.
Insgesamt können die Folgekosten für das Gesundheitssystem auf circa 8,5 Milliarden
Euro pro Jahr geschätzt werden.
Da die Anzahl der Übergewichtigen in den letzten Jahrzehnten angestiegen ist und
insbesondere auch bei Kindern bereits mit dem Alter steigende Adipositasprävalenzen
verzeichnet werden, die besonders in der niedrigen sozioökonomischen Schicht
ausgeprägt sind, ist es notwendig, dass Problemlösungen bereits in der Kindheit
ansetzen. Denn meistens werden zu diesem Zeitpunkt bereits die falschen Lebensweisen
und Gewohnheiten der Eltern übernommen, die zu Übergewicht führen können. Als
Liberale sind wir gegen unterkomplexe Verbote oder Regulierungen – hier braucht es
eine tiefgreifende Stärkung der Bildung, besonders in Kindertagesstätten und
Grundschulen. Wir fordern deshalb folgende bildungspolitische Maßnahmen:
- Freude an Bewegung bei Kindern wecken durch Förderung des Freizeit- und
Breitensports
Der Sportunterricht ist dabei die einfachste und effektivste Methode, um Kindern –
unabhängig von der finanziellen Situation der Eltern – ein gesundes Maß an Bewegung
zu vermitteln. Die Realität zeigt jedoch leider, dass Schüler im deutschen
Durchschnitt 2,39 Stunden Sportunterricht pro Woche erhalten. Dies liegt
deutlichunter der WHO-Empfehlung von einer Stunde Bewegung pro Tag. Wir fordern eine
Attraktivitätssteigerung des Sportunterrichts, um die Lust an Sport zu wecken. In
Ergänzung dazusetzen wir uns für eine Förderung des Freizeit- und Breitensports ein.
Des weiteren ist es empfehlenswert während des normalen Unterrichts kurze
Bewegungseinheiten einzubauen.
Dennoch sind wir der Meinung, dass auch weiterhin im Sportunterricht ein gewisser
Wettkampf und Leistungsvergleich gegeben sein sollte, um Anreize für Zielstrebigkeit,
Teamfähigkeit und Selbstvertrauen zu schaffen. Deshalb sind wir dafür, die
Bundesjugendspiele zu erhalten sowie Mannschaftssportarten verstärkt im
Sportunterricht einzusetzen.
- EU-Schulprogramm stärken für eine gesunde Ernährung bei Kindern
Seit dem Schuljahr 2017/2018 sorgt das EU-Schulprogramm in Baden-Württemberg dafür,
dass Kindertagesstätten und Grundschulen regelmäßig Obst, Gemüse und Milchprodukte
von regionalen Lieferanten zur Verfügung gestellt bekommen. Mithilfe des Programms
sollen Kinder lernen, gesunde Lebensmittel und Ernährungsweisen in ihren Alltag zu
integrieren. Im Schuljahr 2025/2026 kann pro angemeldetem Kind und beihilfefähiger
Woche eine Portion Schulobst und -gemüse sowie eine Portion Schulmilch verteilt
werden. Jede Portion wird dabei mit einem festen Betrag aus EU-Mitteln gefördert, der
einen Teil der Nettokosten abdeckt; für den Rest, inklusive der Umsatzsteuer, sind
die Kitas und Schulen selbst verantwortlich. Hierbei können sie von Sponsoren
unterstützt werden und die EU-Förderung beim Regierungspräsidium Tübingen beantragen.
Das Projekt ist ein wichtiger Grundpfeiler für die frühkindliche Ernährungsbildung
und erfreut sich auch einer großen Beteiligung.
Da die geringe Finanzierung allerdings dazu führt, dass beihilfefähige Wochen
gestrichen werden und Kindertagesstätten teils ausgeschlossen sind, fordern wir:
- Kindertageseinrichtungen müssen gleichberechtigt am Programm teilnehmen dürfen.
Momentan erhalten Kindertagesstätten weniger beihilfefähige Wochen als
Grundschulen, und seit dem Schuljahr 2025/2026 werden zudem nur noch
Folgeanträge zugelassen, keine Erstanträge mehr. Und das, obwohl man weiß, dass
je früher ein gesunder Umgang mit Lebensmitteln erlernt wird, desto mehr kann er
sich im Laufe der Jahre festigen. Deshalb sollte mindestens die Anzahl der
beihilfefähigen Wochen mit der der Grundschulen übereinstimmen. Dies kann in
Zeiten eines knappen Haushalts auch durch ein umschichten von Grundschulen auf
Kindertagesstätten gewährleistet werden. - Projekt langfristig gewährleisten durch eine Erhöhung der Landesmittel. Für die
pädagogische Begleitung werden derzeit nur etwa 100.000 Euro an Landesmitteln
verwendet. Das ist deutlich zu wenig, um eine ausreichende Begleitung an allen
teilnehmenden Schulen und Kindertagesstätten sowie die Bereitstellung von
Informationsmaterialien zu gewährleisten. Durch eine Erhöhung der Landesmittel
könnte zudem die Kappung der beihilfefähigen Wochen beendet werden. Das Projekt
darf nicht weiter schrumpfen, denn Bildung ist das Fundament für eine gesunde
Ernährung. - Vielfalt an Lebensmitteln ausbauen. Zurzeit werden nur einige Obst- und
Gemüsesorten sowie Milchprodukte zur Verfügung gestellt. Solange die
Saisonalität gewährleistet bleibt, könnte die Vielfalt deutlich erhöht werden.
Insbesondere auch andere gesunde Lebensmittel wie Nüsse, Samen oder
Vollkornprodukte sollten langfristig in die Auswahl aufgenommen werden. Zudem
sollten auch verschiedene Ernährungsweisen wie der Vegetarismus pädagogisch
behandelt werden, um den Kindern eine möglichst große Auswahl an verschiedenen
Möglichkeiten zu bieten. Dabei darf aus unserer Sicht keine bestimmte
Ernährungsweise ausdrücklich bevorzugt werden.
Die Gültigkeit des Beschlusses ist auf 5 Jahre begrenzt.