Obwohl die Verwertung von Müll in Deutschland immer effizienter wird, stellt die
aktuelle Recycling-Praxis die Umwelt weiterhin vor Herausforderungen. Gleichzeitig
werden wertvolle Ressourcen nicht erneut verwendet, was zu einem unnötigen Verbrauch
und einer Verschwendung von Materialien führt.
Während das Recycling aus unserer Sicht weitestgehend privatwirtschaftlich erfolgen
sollte, sehen wir es als staatliche Aufgabe, Rahmenbedingungen dafür zu setzen, um
Ökonomie und Ökologie zu vereinen und klare Richtlinien zu schaffen. Perspektivisch
wollen wir eine sog. Kreislaufwirtschaft erreichen, in der alle hergestellten
Produkte vollständig verwertet werden können.
Reform der Abfallgebühren
Durch die kommunale Zuständigkeit der Abfallwirtschaft auf Landkreisebene wird eine
regionale Differenzierung der zum Teil stark voneinander abweichenden Abfallmengen
und -arten ermöglicht. Die Gebührensatzungen der Landkreisebene unterliegen jedoch
nicht einheitlichen Standards, sodass aus Verbrauchersicht oft nicht klar ersichtlich
ist, wie sich die Abfallgebühr konkret zusammensetzt.
Als Junge Liberale setzen wir uns für bundesweit verbindliche Standards ein,
Abfallwirtschaftssatzungen verbraucherrechtlich einheitlich und transparent zu
gestalten. Daher wollen wir:
- Anreize schaffen, dass Bürger Rest- und Bioabfall voneinander trennen
- Weiterhin eine privatwirtschaftliche Ausgestaltung der Abfallentsorgung und
damit -gebühren befürworten und ermöglichen, aber die Gebührenstruktur
vereinheitlichen, um planbare Kosten für alle zu ermöglichen - Den Flickenteppich der Mülltrennung auflösen, da dies ein Relikt vergangener
Zeiten ist. Die aktuelle Landschaft der Entsorgungsunternehmen ermöglicht
einheitliche Abfalltrennung für klare Anweisungen an die Bürger und
Sortierungsprozesse der Entsorgungsunternehmen - Strafen für falsche Trennung oder zu komplexe Mülltrennung ganz klar vermeiden,
weil dies zu einer erheblichen Erhöhung von Restabfallmengen und damit
Ersatzbrennstoffen (EBS) führt
Umgang mit Bioabfällen
Bioabfälle sind vielseitig einsetzbare Rohstoffe – je nach Zusammensetzung können sie
als hauseigenen Kompost dienen, in Vergärungsanlagen zu Biogas oder Dünger
verarbeitet oder einem Biomasseheizkraftwerk zugeführt werden. Im Sinne einer
ganzheitlichen und technologieoffenen Energiegewinnung setzen sich die Jungen
Liberalen daher für eine Ausweitung des verwertbaren Bioabfallaufkommens ein:
- Wir fordern die Landkreise auf, ihrer gesetzlichen Verpflichtung einer
grundsätzlichen Trennung von Bio- und Restmüll nachzukommen, sofern sie diese
nicht bereits anbieten - In Ausnahme zur einheitlichen Regelung befürworten wir eine Wahlfreiheit auf
Landkreisebene zwischen der Biotonne für jeden Haushalt und einem Sammelsystem
für Bioabfälle. Das ist vor allem in Regionen relevant, in denen das Aufkommen
von Bioabfall eher gering ist und eine verpflichtende Biotonne ökonomisch von
Nachteil wäre. Im Sammelsystem muss jedoch gewährleistet werden, dass der
vorgeschriebene Maximalanteil von Bioabfall im Restmüll nicht überschritten wird - Bei der fachgerechten Mülltrennung setzen wir auf die Eigenverantwortung und
kontinuierliche Informationsangebote und Aufklärungsmaßnahmen durch Bund, Länder
und Kommunen. Wer über die Chancen und die gesellschaftlichen Gewinne der
Bioabfallverwertung informiert ist, trägt mit Überzeugung zu einer
funktionierenden Kreislaufwirtschaft bei. Maßnahmen wie denunziantische
Nachbarschaftsüberwachung und “Mülldetektive” zur Kontrolle korrekter
Mülltrennung lehnen die Jungen Liberalen ab
Recyling von Bauabfällen
Bauabfälle stellen eine der häufigsten Abfallarten dar. Daher wollen wir die
Wiederverwertung von Bauabfällen optimieren und ihren Einsatz vereinfachen. Konkret
fordern wir:
- Vereinfachung der seit 01.08.23 in Kraft getretenen Ersatz-Baustoff- und
Bundesbodenschutzverordnung - Die Abschaffung des neu eingeführten Recycling-Katasters (Schadstoffkataster)
indem erfasst wird wo welcher RC-Baustoff eingebaut wurde - Reduktion der Überwachungsvorschriften für Betreiber von Recyclinganlagen
- Einbauverbot für Recycling-Baustoffe in Wasserschutzzone 2, 3, 3a und 3b
aufheben - Einbau von Recycling-Baustoffen unabhängig der Bodenverhältnisse des Einbauortes
zulassen - Mehr Digitalisierung auf Seiten der Ämter. Hier ist der Aufbau einer digitalen
Verwaltung sehr wichtig, dass jeder Antrag digital gestellt, bearbeitet und
beschieden wird - Anpassung der Abfall-Herarchie, sodass die Termischeverwertung wieder als
Recycling zählt - Verbot des Einmischens von Stoffen in Frischbeton, die das Recyceln des Betons
später verhindern oder einen negativen Marktwert für das Recyclingmaterial
erzeugen. (Autoreifen, Carbon, Kunstfasern, Hausmüll)
Kennzeichnungspflicht auf Produkten
Gehört der Joghurtbecher in die gelbe Tonne oder in die schwarze? Um das Recycling zu
vereinfachen sollen auf Verpackungen, insofern es möglich ist, Hinweise dafür gegeben
werden, in welchem Müll das Produkt recycelt werden muss. Dafür soll der bereits
existierende Recycling-Code zu einem für Verbraucher verständlichen Symbolik
vereinfacht und weiterentwickelt werden. Dies soll nur für Produkte gelten, die den
Endkonsumenten ansprechen sollen.
Stationen mit unverpackten Lebensmitteln
Als Junge Liberale sehen wir in dem Konzept der “Unverpackt-Läden” einen relevanten
Baustein zur Reduzierung von Verpackungsmüll im Food- und Non-Food-Bereich. Wir
begrüßen daher eine Ausweitung von Unverpackt-Stationen im Lebensmitteleinzelhandel,
um diese Einkaufsform stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.
Auf kommunaler Ebene setzen wir uns für die Verbesserung der Rahmenbedingungen von
Unverpackt-Läden ein, beispielsweise durch geeignete Gewerbeflächen und gezielter
Unterstützung durch die lokale Wirtschaftsförderung.
Ausweitung des Pfandsystems
Das Pfandsystem hat sich als probates Mittel erwiesen, die Wiederverwendung von
Behältern zu verbessern. Dieses wollen wir optimieren. Wir wollen:
- Die Politik auffordern, aktiver auf neue Projekte wie Pfandsystem für
Kosmetikverpackungen aufmerksam zu machen - mehr Druck auf die Unternehmen der dualen Systeme ausüben, um die Verantwortung
gerechter zu verteilen. Aktuell liegt die Last der Recyclingquoten gesetzlich
faktisch ausschließlich auf den Verpackungsherstellern. Dies muss geändert
werden, um den Herstellern den Druck etwas zu nehmen - Pfandbeträge teilweise erhöhen, um Rückgabeanreize zu erhöhen
Recyclinggerechtes Design
Neben den Entsorgen und Recyclern stehen auch die Hersteller von Verpackungen in der
Pflicht ihre Produkte so zu gestalten, dass eine Wiederverwertung vereinfacht wird.
Daher fordern wir:
- Recyclingquoten und -abgaben pro Verpackung für die Hersteller daran koppeln,
wie viele Materialfraktionen in der Verpackung verwendet werden – je mehr
Fraktionen zukünftiger Abfall in einer Verpackung vorkommen, desto höher sind
die Abgaben für sie. Diese Skalierung muss natürlich an den technischen Status
Quo gekoppelt werden: Wir können nicht verlangen, Joghurt ausschließlich in
unbehandeltem Karton zu verkaufen.
Neue Berechnungsgrundlage
Bisher wird auf europäischer Ebene die Circular Material Use Rate (CMU) als Maßstab
für die Kreislaufwirtschaft genutzt. Obwohl sie eine standardisierte und gut
vergleichbare Messmethode ist, bildet sie die Kreislaufwirtschaft nicht komplett ab,
da sie Verluste in der Sortierung und im Recycling, Verunreinigungen, Fehlwürfe, etc
nicht herausrechnet. Die Jungen Liberalen fordern deshalb:
- Die zusätzliche Betrachtung der Substitutionsquote, die nur die Rezyklate, die
tatsächlich zur Produktion neuer Güter wieder eingesetzt wird, betrachtet und
damit genauer ist - Die Schaffung einer robusten Datengrundlage auf allen Ebenen ab der
Landkreisebene zur robusten Berechnung der Substitutionsquote
Recyclingmengen erhöhen, bei den Entsorgern ansetzen
Entsorgungsunternehmen sind gesetzlich aktuell nicht verpflichtet, Wertstoffe in die
Kreislaufwirtschaft abzusteuern. Wenn die Sortierung von Müllgemischen zu teuer ist,
ist eine Absteuerung der Wertstoffe als Abfallgemisch namens EBS (Ersatzbrennstoffe)
in die Abfallverbrennung wirtschaftlicher und wird deshalb bevorzugt. Dies geschieht
leider in einem derartigen Ausmaß, dass das ökologische Ziel der Kreislaufwirtschaft
nicht zufriedenstellend genug Überschneidung mit den ökonomischen Zielen der
Entsorgungsunternehmen aufweist.
Aus diesem Grund fordern die Jungen Liberalen hier eine gesetzliche Lösung, die die
Entsorger zu einer prozentualen Mindestabgabe an die dualen Systeme verpflichtet.
Dies muss im Einklang mit der ebenfalls geforderten Anpassung der kommunalen
Mülltrennungssysteme geschehen, um die dadurch entstehenden Mehrkosten zu mittigeren.
Die Gültigkeit des Beschlusses ist auf 10 Jahre begrenzt.