In seiner Lebenszeit von bisher knapp 150 Jahren war das Auto schon immer Zielscheibe: Teufelswerk, Hauptverursacher der Ölkrise, Verschmutzer der Städte.
Mit der Zeit veränderten sich zwar die Vorurteile, doch der Konflikt ist derselbe geblieben: Steht Komfort über der dem Auto angekreideten Schuld zum Thema Luft- und Umweltverschmutzung?
Ausgelöst durch den VW-Abgasskandal und die hohe Stickoxid- und Feinstaubbelastung der Metropolen hat sich die Debatte über Luftverschmutzung intensiviert.
Die Begriffe Feinstaub und Stickoxide werden dabei oft gleichzeitig genannt, sobald die Debatte aufflammt. Feinstaub entsteht jedoch vor allem durch direkteinspritzende Benziner, die keinen Otto-Partikelfilter besitzen, während der Diesel vor allem die Stickoxidproblematik in Innenstädten verschuldet.
Feinstaub, also 80 bis 100 Nanometer kleine Rußpartikel, entstehen durch Sauerstoffmissverhältnisse bei der Verbrennung, durch Reifen- oder Bremsabrieb. Die Feinstaubpartikel sind so klein, dass sie tief in die Lunge und den Blutkreislauf eindringen können, wo sie einen schwer abbaubaren Fremdkörper darstellen.
Der Grund für die Kritik am Diesel ist der Ausstoß von Stickstoffoxid, einem Gas, das bis in die Lungenbläschen eindringt und Atemnot oder Schlimmeres hervorruft, da es die Aufnahme des Sauerstoffs ins Blut verhindert.
Das Feinstaubleiden unserer Landeshauptstadt hat demnach nicht primär mit dem Dieselmotor zu tun.
Zudem sind es auch nicht alleine die Emissionen, die Sorgen bereiten, sondern die Immissionen – also die Einwirkung von Emissionen auf andere Organismen, darunter der Mensch. Juristisch gesehen geht der Streit um das Kernthema was machen wir jetzt bloß mit dem Diesel oder dem Verbrennungsmotor selbst? Also darum, welche Gesamtheit an Emissionen überhaupt tragbar ist. Die Gesetze zur Luftreinheiteplanung legen ausschließlich fest, dass jede Stadt und Kommune die Verantwortung hat, bei einer Überschreitung der Grenzwerte Maßnahmen zu ergreifen, um die Immissionen zu verringern.
Dieselfahrzeuge aus der Innenstadt zu verbannen, ist somit die Entscheidung der jeweiligen Stadt.
Ein Verbot von speziellen Dieselfahrzeugen kann nur vom Kraftfahrtbundesamt durch den Entzug der Typenzulassung ausgesprochen werden, wodurch jedes Auto dieses Typs nicht mehr offiziell zugelassen wäre.
Das oben erwähnte Problem Stuttgarts durch Feinstaubbelastung hebt sich ab von anderen Städten mit Stickoxidbelastung. Ziel sollte es deshalb sein, den ÖPNV in den Innenstädten zu stärken, Anreize für feinstaubsparende und stickoxidvermeidende Elektroautos zu setzen, beispielsweise durch innenstadtspezifisches E-Carsharing. Idealer wäre es außerdem, wenn das KBA Real-Drive-Emissions- anstatt Teststandmessungen durchführen würde – vor Vergabe der Typenzulassung.
Auffällig ist zudem, dass besonders an viel befahrenen Kreuzungen die Luftzusammensetzung gemessen wird, deren Werte schon wenige Meter von diesen Hotspots entfernt stark abweichen.
Wichtig ist es, selber Technologieneutralität zu bewahren. Die zukünftigen Innovationen werden unsere Vorstellung von Mobilität verändern und zum Thema Luftverschmutzung neue Lösungen bringen. Dazu gehört auch: Die Verteufelung des Verbrennungsmotors ist nur die halbe Wahrheit, denn schlussendlich ist die Gesamtbilanz für die Umweltverschmutzung ursächlich.
Von Lilith Schieweg.