Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg fordern, dass bei Crashtests für Autos nicht mehr ausschließlich, wie bislang größtenteils üblich, auf einen Crashtest-Dummy mit biologisch männlicher Statur zurückgegriffen wird. Stattdessen sollen die Tests ebenso an einem Dummy durchgeführt werden, der an den biologisch durchschnittlichen, weiblichen Körper angelehnt ist. Die zum Teil heutzutage schon verwendete Version eines kleineren und leichteren, aber trotzdem an eine biologisch männlichen Statur angelehnten Dummy ist hierbei nicht zielführend.
Um dieses Ziel zu erreichen, fordern wir das European New Car Assessment Program (NCAP) auf, dies in ihre Bewertungskriterien mit einfließen zu lassen sowie die Bundesregierung auf, sich gegenüber der Organisation hierfür stark zu machen. Die Gültigkeit dieses Beschlusses ist auf zehn Jahre beschränkt.
Begründung
In der Automobilindustrie werden zum Testen von Sicherheitsmaßnahmen in Autos Crashtest-Dummys verwendet. Derzeit wird fast ausschließlich auf einen in den 70er Jahren in den USA entwickelten Dummy zurückgegriffen, der von seinem körperlichen Erscheinungsbild klar den männlichen Körperbau widerspiegelt: Er ist 1,75 Meter groß und 78 Kilo schwer. Das ist indirekt auf eine europäische Regelung zurückzuführen, welche den Test mit exakt dieser Art von Dummy-Modell vorschreibt. Seit einigen Jahren kommen zudem zum Teil auf freiwilliger Basis „weibliche“ Dummys zum Einsatz, welche jedoch meist nicht den weiblichen Körperbau wiedergeben. Stattdessen handelt es sich hierbei größtenteils um eine leichtere und etwas kleinere Version des männlichen Pendants. Jedoch sind Körpergröße, Gewicht und Anatomie von Männern und Frauen in der Realität sehr unterschiedlich. So verfügen beispielsweise Männer über durchschnittlich breitere Schultern und Frauen über ein breiteres Becken. Somit ist diese Art von Denkweise einer Frau als „Mini-Mann“ biologisch unzulässig.
Aus dieser Art von Ignoranz ergeben sich dabei in der Realität ernstzunehmende Probleme. Der Mobility Report 2021 zeigt, dass beim gleichen Unfall die Wahrscheinlichkeit für eine ernsthafte Verletzung bei Frauen 47% höher liegt im Vergleich zu Männern. Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen bei einem solchen Unfall sterben, liegt zudem um 17% höher. Auch ergab eine britische Untersuchung von 70000 Krankenhauspatienten, dass Frauen (16%) fast doppelt so häufig in einem Unfallfahrzeug eingeschossen werden, als männliche Autofahrer (9%). Zudem erleiden sie häufiger Hüft- und Wirbelsäulenverletzungen sowie laut der US-amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA fast 60% häufiger Armverletzungen und fast 80% häufiger Beinverletzungen. Als Hintergrund für diese Unterschiede werden vor allem die fehlenden, beziehungsweise nicht auf den weiblichen Körperbau angepassten Sicherheitsmaßnahmen angesehen.
Quellen:
Crashtests: Frauen werden deutlich häufiger im Auto eingeklemmt als Männer – DER
SPIEGEL
Tagesspiegel Newsletter | Lichtenberg, 7. Dez. 2020
Gender Gap: Frauen sterben häufiger bei Verkehrsunfällen | Die Wirtschaftsfrau
(die-wirtschaftsfrau.ch)
Warum Frauen bei Verkehrsunfällen ein höheres Verletzungsrisiko haben | Nachrichten
aus aller Welt – LZ.de
Crashtest-Dummies: Der erste echte weibliche Dummy kommt aus Schweden · Dlf Nova
(deutschlandfunknova.de)